17 Briefe
Philosophische Gedanken zum Elternsein
Ulrike Presting
Sprecherin: Jenny Schily
Regie: Ulrike Presting
Musik: Sibin Vassilev
Produktion und Technik: Astrid Kohrs
Dauer: 43 min
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„In dir selbst ist die ganze Welt verborgen, und wenn du weißt, wie man schaut und lernt, dann ist die Tür da und der Schlüssel ist in deiner Hand. Niemand kann dir diesen Schlüssel geben oder die Tür zeigen, nur du bist dazu in der Lage.“
„Beziehung ist der Spiegel, in dem wir uns selbst so sehen, wie wir sind.“ Krishnamurti
In 17 Briefen stellt Ulrike Presting Fragen und regt philosophische Gedankenprozesse an.
Sie führt ihre Hörerinnen und Hörer zu sich selbst und zu ihrer Beziehung mit ihren Kindern.
Die Briefe laden ein, sich zu erinnern und in sich hineinzuhören, sich mit dem eigenen Wissen zu verbinden und es ins Bewusstsein zu holen. Sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, sich besser kennenzulernen und zu verstehen. Denn wer die Komplexität der eigenen Persönlichkeit anerkennt, kann auch das Gegenüber in seinem einzigartigem Sein respektieren — der Schlüssel und die Grundlage zu einer erfüllenden Beziehung und einem lebendigen Austausch mit dem eigenen Kind.
Prolog
„Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.“ Dante Alighieri
Wie mich das freut! Jenny hat die Briefe gelesen. Und zugesagt, sie für das Hörbuch einzulesen.
Wir treffen uns zu einem Gespräch. Ein schöner sonniger, kühler Maitag. Schon der Weg zur Parkbank ist lebendig und fröhlich — ein vertrauter Austausch unter Gleichgesinnten. Wir sprechen über dies und das — die Familie, die Stimmungen und Themen der Zeit und schnell sind wir auch bei meinen Briefen und dem nun gemeinsamen Projekt: ihr Feedback und meine Geschichte rund um die Entstehung der Briefe.
Ich erzähle ihr von mir. Dass es auf meinem Weg immer dazugehörte, herauszufinden, was mich wirklich ausmacht, was wirklich meins ist, vergraben unter Konditionierungen und der eigenen inneren Kritikerin. Das zu entdecken, bewegt mich und bestimmt meinen Weg seit meinen Jugendjahren, und ich erfahre immer wieder etwas, was mir bisher unbekannt war. Irgendwann bemerkte ich, dass ich gut darin bin, mit einer neuen Perspektive, einem anderen Blick, Anregungen zu geben.
In meiner Familie erlebte ich Stabilität und Versorgung, aber auch früh schon unfreiwillige emotionale Selbstständigkeit. Ich war sicher in meiner Familie — fühlte mich geborgen, aber nicht verbunden. Dieses Gefühl der Ungebundenheit gab mir Freiheit, aber auch eine tiefe Verunsicherung. Ängstlichkeit und Vorsicht verstecke ich hinter einer starken Rüstung von Fröhlichkeit und Neugierde und einem Flair von Unnahbarkeit. So kann ich mit sicherem Abstand und souverän am sozialen Leben teilnehmen und beobachten.
In Jennys Augen blitzt etwas auf, sie schüttelt sich, als ich ihr von meiner Beobachtung erzähle und ergänzt: „Das Gefühl, nicht ganz dazuzugehören, erhöht den Reiz, verstehen zu wollen, den Menschen, das Zusammenspiel, die Hintergründe — um sich näher zu fühlen.“ Und wir sind uns einig: „Aus der Distanz sieht man besser.“
Meine Lebensgeschichte ist vielseitig und erforderte immer wieder, dass ich Distanz zu mir selbst einnahm. Um mich selbst wahrzunehmen, um Entscheidungen zu treffen, die zu meiner persönlichen Entwicklung beitrugen.
Es brauchte Mut, auf meine innere Stimme zu hören und unkonventionelle Entscheidungen zuzulassen. Auf meinem Weg habe ich viel gelernt und verstanden — so viele Menschen getroffen und so viel Schönes erlebt. Und davon möchte ich abgeben. Die Briefe sind geschrieben.
Es wird kühl, wir spüren, gleich geht es weiter im Leben, und nun doch noch Jennys letzte Frage an mich: Was liegt dir am Herzen? Ich wünsche mir, dass sich jede und jeder von uns ehrlich wichtig nimmt. Dass wir verstehen, das alles, was uns begegnet, mit uns anfängt. Dafür lohnt es sich, herauszufinden, was uns ausmacht. Selbstwahrnehmung schafft Klarheit und Klarheit schafft Orientierung. Die Achtung vor der eigenen Persönlichkeit, die sich daraus ergibt, ermöglicht uns auch, das Gegenüber in seinem einzigartigem Sein zu respektieren.