Die schwarze Hofmännin
von Klemens Ludwig
gesprochen von Petra Wolf
Technik und Regie: Martin Freitag
Süddeutschland im frühen 16. Jahrhundert: Die Lage der deutschen Bauern ist unerträglich. Inspiriert von Luthers Reformation begehren sie gegen die Willkür der Obrigkeit auf. Sie fordern ihr Recht, notfalls auch mit Gewalt. 1525 erfasst der Aufstand große Landesteile. So auch die Stadt Heilbronn, wo eine Frau der Obrigkeit die Stirn bietet: Margarethe Renner, die „Schwarze Hofmännin“. Leidenschaftlich kämpft die einfache Bäuerin gegen Willkür und Unterdrückung. Sie träumt von Freiheit und Gerechtigkeit – bis ihr Bauernheer in der Schlacht von Böblingen kläglich untergeht.
Der Autor
Klemens Ludwig, geboren 1955 in Warstein (Sauerland), hat in Tübingen Theologie und Anglistik für Lehramt studiert und war ab 1976 bei der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen für Kampagnen sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Seit 1989 arbeitet er als freier Journalist für Autor im Bereich Journalismus, Sachbuch und Belletristik. verschiedene Hörfunkanstalten, Zeitungen, Verlage und Institutionen. Schwerpunkte seiner Veröffentlichungen – darunter 8 Bücher – sind europäisches Mittelalter, Asien und Buddhismus. „Die Schwarze Hofmännin“ ist erstmals 2010 im Verlag Josef Knecht, Freiburg, erschienen.
Hintergrund
Sie ist eine „einfache“ Bäuerin, doch das hält sie nicht davon ab, für Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen, notfalls auch mit Waffengewalt: als „Schwarze Hofmännin“ geht Margarethe Renner im 16. Jahrhundert in die Landesgeschichte Baden-Württembergs ein.
Mit seinem historischen Roman „Die Schwarze Hofmännin“ widmet ihr Klemens Ludwig jetzt eine späte „Biografie“. Es ist die Zeit, in der sich Unerträgliches und lang aufgestaute Kritik an herrschenden Verhältnissen und deren Vertreter entlädt:
Eine Frau, die gegen die Obrigkeit aufbegehrte, als dies selbst für Männer ungehörig war, konnte nur des Teufels sein. Genau dieses Bild vermittelte die Geschichtsschreibung lange über die einzig bekannte Frau aus dem Bauernkrieg von 1525, Margarete Renner, genannt die Schwarze Hofmännin. Doch sie war ganz bewusst angeschwärzt worden.
Grausig sind die Vorwürfe, die man gegen Margarete Renner erhoben hat. Sie soll einem erschlagenen Burgherrn, dem Grafen von Helfenstein, den Bauch aufgeschlitzt und sich mit seinem Fett die Schuhe eingerieben haben. Dass Bauern und erst recht Bäuerinnen zu der Zeit gewiss keine Lederschuhe getragen haben, zählt dabei noch zu den nebensächlichen Ungereimtheiten.
Auch sonst stimmt wenig an dem Bild, das die Geschichtsschreibung lange von Margarete Renner überliefert hat. Die Quelle für ihre Verteufelung lässt sich allerdings zurückverfolgen. Es war maßgeblich der Heilbronner Notar Hans Berlin, Spross einer alten Patrizierfamilie und eine der fragwürdigsten Figuren im Bauernkrieg. Als der Sieg der Bauern im April 1525 greifbar schien, bot er sich ihnen als ehrlicher Vermittler an. Das war durchaus nützlich, denn Heilbronn war als Sitz des Bauernparlaments für die Zeit nach der Neuordnung des Reichs vorgesehen…